Freigabe des Schweizer Franken

Aktien-Guru ForexSeit nun zwei Wochen ist mit dem schwachen Schweizer Franken vorbei. Zum heutigen Datum kostet ein Euro nur noch knapp ein Franken. Der Kurs des Euro zum Franken ging insgesamt um fast 30 Prozent nach unten. Man sei „zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt“ sei, erklärte völlig überraschend die Schweizerische Nationalbank (SNB). Seit drei Jahren hielt die SNB den Franken künstlich billig, indem sie an den Devisenmärkten so viel Euro oder Euro-Anleihen wie nötig kaufte. Ihr Ziel war, dass der Euro mindestens 1,20 Franken kostet. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die stark exportabhängige Schweizer Wirtschaft und auf die Finanzmärkte.

Folgen hat für die Schweizer Wirtschaft?

Der Schweiz droht ein Wirtschaftseinbruch. Die Schweiz exportiert rund 60 Prozent ihrer Ausfuhren in die Euro-Zone. Ein starker Franken macht die Schweizer Produkte im Ausland teurer und schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Dadurch ist die Schweizer Exportwirtschaft enorm belastet. Schon der Eurokurs von 1,20 Franken war für viele Unternehmen eine Last. Mit einem Verhältnis von eins zu eins, das viele Experten nun mittelfristig erwarten, werden die Firmen ums Überleben kämpfen müssen.

100 Schweizer Franken

100 Schweizer Franken

Das Tourismusgeschäft in der ohnehin nicht gerade günstigen Schweiz wird für andere Europäer auch spürbar teurer.  Zudem könnten Arbeitsplätze in den betroffenen Bereichen gefährdet sein, dadurch drohen dem Staat Verluste bei der Einkommensteuer und steigende Sozialausgaben. Zudem droht die gesamte Volkswirtschaft eine Deflation. Die Inflationsrate ist schon Ende 2014 in den negativen Bereich gerutscht. Die fallenden Verbraucherpreise sind auf die billigen Heizöl- und Benzinpreise zurückzuführen. Die niedrigeren Preise mögen für viele Verbraucher und Unternehmen zunächst positiv klingen. Insgesamt dürfte der hohe Frankenkurs das Wirtschaftswachstum deutlich bremsen.

Dafür werden die Importe erheblich billiger, insbesondere aus dem Euroraum. Auch der Tourismussektor könnte mehr Urlauber aus der Schweiz verzeichnen. Davon profitieren die Verbraucher, die weniger für Autos, Smartphones oder Benzin bezahlen müssen. Auch der ohnehin beliebte Shoppingtourismus in grenznahe Regionen im Euro-Ausland wird für die Schweizer nun noch attraktiver.

Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Die Freigabe des Franken-Kurses durch die Schweizer Notenbank hat zu einem Absturz der Börsenkurse im Land geführt. Der Leitindex SMI brach zeitweise um fast 14 Prozent ein. Es sind auch Hunderttausende Verbraucher in Osteuropa betroffen, die Kredite in Schweizer Franken aufgenommen hatten. Die schienen wegen niedriger Zinsen attraktiv. Nun wird die Rückzahlung für viele – auch in Nicht-Euro-Staaten wie Polen oder Kroatien – ein Problem, weil die Kreditraten auf einmal sehr viel teurer werden.

Folgen für die Eurozone

Schon seit gut einem halben Jahr verliert der Euro auch gegenüber dem Dollar drastisch an Wert (siehe unser Beitrag Euro droht Parität zum Dollar). Nachdem die SNB den Franken freigegeben hat, stürzt der Kurs des Euro ab, was eigentlich auch gezielt wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht mit ihrer äußerst lockeren Geldpolitik die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Schwung zu bringen. Die niedrigen Zinsen sollen zum einen die Kreditvergabe der Banken anregen, zum anderen aber auch den Kurs des Euro schwächen. Auf diese Weise werden Produkte aus der Eurozone weltweit billiger und damit wettbewerbsfähiger. Importierte Produkte werden zwar teurer, was zur Bekämpfung der zu niedrigen Inflation dienen könnte.

Die SNB hat sich schließlich von der Kopplung des Franken an den Euro befreit. Denn je weiter der Euro sinkt, desto mehr Franken müssten die Schweizer aufwenden, um Euro und Euro-Staatsanleihen zu kaufen. Die Risiken und Ungleichgewichte in der Bilanz werden immer größer, und es wird immer schwieriger, die Mindestgrenze irgendwann aufzugeben.